Der Militärdienst „kommt zurück“

[Lutz]

Der Militärdienst „kommt zurück“ ab dem 1. Januar, er wird in mehreren Städten abgehalten

09.07.2024 08:00 | Autor: Zlatko Crnčec



Ab dem 1. Januar nächsten Jahres wird Kroatien den Militärdienst wieder einführen. Dafür gibt es einen politischen Beschluss und derzeit arbeitet das Verteidigungsministerium mit Hochdruck an Änderungen des Verteidigungsgesetzes und des Wehrdienstgesetzes sowie der dazugehörigen Verordnungen, die als Grundlage dienen sollen ab dem nächsten Jahr die ersten Wehrpflichtigen, die den Wehrdienst leisten und eine Ausbildung beginnen müssen.

Kroatien hat den Wehrdienst nicht abgeschafft, sondern erst 2008 eingefroren, das Ganze wird also nicht bei Null beginnen, denn es gibt zwar schon Gesetze, aber auch die Praxis, nach der die Ausbildung bis vor 16 Jahren stattfand. All dies muss natürlich an neue Anforderungen und Umstände angepasst werden.

Schätzungen des Ministeriums
Ob der Militärdienst zwei oder drei Monate dauern wird, ist noch nicht entschieden. Wenn die erste Variante befolgt würde, würden die Wehrpflichtigen nur eine grundlegende Infanterieausbildung erhalten, und wenn der Militärdienst drei Monate dauern würde, würden die Wehrpflichtigen im dritten Monat zu einer Spezialausbildung in der Armee, der Luftwaffe, geschickt und Luftverteidigung oder Marine.

Ausgebildete Wehrpflichtige konnten nach Abschluss ihres Wehrdienstes entweder in das zivile Leben zurückkehren, ihren normalen Beruf weiter ausüben und zur Wehrmacht gehören oder in der Bundeswehr bleiben und dort eine berufliche Laufbahn einschlagen.
Nach Angaben des Verteidigungsministeriums wird die Ausbildung der Wehrpflichtigen in den Kasernen in Požega, Sinj und Knin stattfinden.

Jedes Jahr werden zwischen 17.000 und 18.000 Männer volljährig. Sie unterliegen auch der Wehrpflicht. Natürlich werden nicht alle zum Training gehen. Ein kleiner Teil von ihnen wird die ärztliche Untersuchung nicht bestehen. Der zweite Teil, der voraussichtlich viel größer sein wird, wird zum Gewissen gerufen und wird keinen Militärdienst leisten, das heißt, er wird keine militärische Ausbildung haben. Das Verteidigungsministerium schätzt, dass im ersten Jahr, also im Jahr 2025, zwischen 4.000 und 4.500 Wehrpflichtige alle paar Monate in vier bis fünf Einsätzen eine Pflichtausbildung absolvieren werden.

Derzeit gibt es in Kroatien einen freiwilligen Militärdienst. Wer sich an ihn wendet, hat Anspruch auf eine Entschädigung von 900 Euro pro Monat. Das Ministerium prognostiziert, dass Wehrdienstleistende ebenfalls eine Entschädigung erhalten, allerdings voraussichtlich etwas geringer.

Zivildienst
Wehrpflichtige, die ihr Gewissen anrufen müssen, müssen einen zivilen Militärdienst leisten. Es wird länger sein als das Militär, möglicherweise doppelt so lang. Das Ministerium koordiniert seine Aufgaben und Pflichten mit dem Katastrophenschutz, den lokalen Selbstverwaltungseinheiten und dem Sozialschutzsystem. Über das Katastrophenschutzsystem erhalten sie Schulungen zum Umgang mit Naturkatastrophen wie Bränden oder Überschwemmungen oder erlernen die Grundlagen der Ersten Hilfe. In Gemeinden und Städten könnten sie bei einigen wichtigen Infrastrukturprojekten mithelfen und im Sozialschutzsystem würden sie sich an der Hilfe für Bedürftige beteiligen. Es ist noch nicht bekannt, wie viel Entschädigung er für seine Tätigkeit erhalten wird. Man werde sicherlich versuchen, durch verschiedene Öffentlichkeitskampagnen zu erreichen, dass sich möglichst viele Wehrpflichtige für eine klassische Wehrausbildung entscheiden, heißt es im Ministerium. Es wird auch möglich sein, den Militärdienst zu verschieben. Beispielsweise haben diejenigen, die nach der High School ein College besuchen, das Recht, einen Aufschub des Militärdienstes bis zum Abschluss ihrer Hochschulausbildung zu beantragen.

Es wird noch hochgerechnet, wie viel aus dem Haushalt für die Einführung der Wehrpflicht bereitgestellt werden muss. Dies hängt in erster Linie davon ab, welches Modell gewählt wird, also von der Dauer, ob die Ausbildung zwei oder drei Monate dauert. Vor ein paar Jahren waren noch 67 Millionen Euro pro Jahr im Umlauf, doch wie viel das alles kosten könnte, bleibt abzuwarten. Von 2008, als die Wehrpflicht eingefroren wurde, bis Ende 2022 leisteten insgesamt 10.327 Wehrpflichtige freiwilligen Dienst.

Bedroht durch Russland, Hamas und die Houthis
Premierminister Andrej Plenković war der erste, der zu Beginn des Jahres über die Einführung des Militärdienstes sprach. Lasst uns die Augen öffnen und den Kopf heben. Was für eine Welt sehen wir um uns herum, wenn wir den Kopf heben und uns von unserem Garten entfernen? Eine Welt, in der die Atommacht Russland seit zwei Jahren brutale Aggression gegen unsere befreundete Ukraine führt. Wenn wir den Kopf etwas mehr heben und in Richtung des östlichen Mittelmeers blicken, brach dort nach dem Terroranschlag der Hamas auf Israel ein riesiger Krieg aus. Es gibt die Hisbollah, die Houthis, es gibt gezielte Angriffe auf Schiffe, die durch den Suezkanal fahren. Vor viereinhalb Monaten herrschten im Kosovo solche Spannungen, dass es beinahe zum Krieg zwischen dem Kosovo und Serbien gekommen wäre. Wenn wir uns die Spannungen in anderen Ländern unserer Nachbarschaft ansehen, wenn wir uns die Bedrohungen durch illegale Migration ansehen, dann rückt ein Wort in den Fokus – und das ist Sicherheit, sagte Plenković.